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10.11.2024 Kolumne zweiunddreißig
Auch wenn mal wieder bei vielen Kulturprojekten der offizielle Rotstift kursiert, im Kunstkeller Dresden wird Zukunft geplant ... WEITERLESEN
Auch wenn mal wieder bei vielen Kulturprojekten der offizielle Rotstift kursiert, im Kunstkeller Dresden wird Zukunft geplant. In der Stadt, in der zu allem
Übel auch noch eine Brücke einstürzt, wird an anderer Stelle aufgebaut. Nein, nicht die Brücke, das wäre ein zu gigantisches Unterfangen. Aber einem
Museum angemessen, eine museale Spezialsammlung.
Damit knüpfe ich heute noch einmal an die vergangene Kolumne an, wo am Ende des Textes bereits kurz vom Sammeln die Rede war. Was wird nicht alles
in den Museen der Welt aufbewahrt! Auch die Fotografie ist vertreten und darunter auch die Aktfotografie. Aber nach wie vor dürfte die Spezialisierung im
Museum aktfotoARTdresden einmalig sein. Zumindest in Deutschland. Und dieses Alleinstellungsmerkmal soll sich nicht nur in temporären Ausstellungen
widerspiegeln, sondern auch entsprechend archiviert werden.
Was also ist vorgesehen? Kurz gesagt, der Aufbau eines Archivs der Aktfotokunst des 21. Jahrhunderts. Nach den ersten fotografischen Arbeiten, die hier
Ausstellende dem Kunstkeller Dresden überlassen haben, kann das Sammlungsprojekt nun auf Grund der guten Unterstützung beteiligter Künstlerinnen
und Künstler intensiviert werden. Ziel ist es, die zeitgenössische Aktfotokunst für Forschungs- und Vergleichszwecke zu dokumentieren und zu archivieren.
2019 gegründet, ist das Museum noch zu jung, um bereits jetzt einen Wandel der Zeitströmungen zu belegen. Aber der Gründer und Initiator hofft, dass
die Idee weitergetragen wird.
Was wird die Aktfotografie in zehn Jahren aussagen? Und wie kann man sie sich in 50 oder 100 Jahren vorstellen? Der Grundstock für die
Zukunftssammlung ist gelegt.
Genia Bleier, Journalistin
25.09.2024 Kolumne einunddreißig
100 Jahre Fotothek Dresden. Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek ... WEITERLESEN
100 Jahre Fotothek Dresden. Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek mit Sonderausstellungen
gefeiert. Aktfotografien sind aber wohl explizit nicht dabei. Dieses Genre bleibt dem Museum aktfotoARTdresden vorbehalten, wo nun eine neue Exposition
mit neuen Fotokünstlern zum Schauen einlädt. Wieder sind die Sichtweisen der Fotografen und ihre ausgestellten Werke gut vergleichbar. Ob sie in 100
Jahren von gleichem Interesse sein werden, wissen wir heute noch nicht.
Aber was sind schon 100 Jahre in der Geschichte der Fotografie. Schließlich reicht sie beinahe 200 Jahre zurück. Bekanntlich gilt eine
asphaltbeschichtete, lange belichtete Zinnplatte als allererste Fotografie. Entdeckt im Jahre 1826. Das etwas verschwommene Abbild damaliger Umwelt
wandelte sich dreizehn Jahre später in ein verbessertes Verfahren mit Kupferplatten und Quecksilberdämpfen und schließlich zur Möglichkeit der
Vervielfältigung durch Negativabzüge. 1936 kam dann der Farbfilm zum Einsatz (den Nina Hagen in ihrem Song so schmerzlich vermisst hat).
Peu à peu hat auch die Fotografie bis heute alle Chancen technischer Entwicklung genutzt, und manchmal schaut sie im Sinne eines persönlichen
künstlerischen Ausdrucks auch wieder zurück. Was wird Bestand haben, eventuell sogar in die Geschichte des Genres eingehen? Das Museum
aktfotoARTdresden bewahrt nach Möglichkeit je eine Arbeit der hier ausstellenden Fotografen und baut mit dieser Sammlung gewissermaßen einen Weg
in die Zukunft. Die nächsten Generationen dürfen dann gern urteilen.
Genia Bleier, Journalistin
30.08.2024 Kolumne dreißig
Die Sommerurlaubszeit geht dem Ende entgegen. Ob weit gereist oder nah erholt, die Meisten sind schon zurückgekehrt ... WEITERLESEN
Die Sommerurlaubszeit geht dem Ende entgegen. Ob weit gereist oder nah erholt, die Meisten sind schon zurückgekehrt. Mit hoffentlich guten Eindrücken und einem gewissen Nachhaltigkeitseffekt, der in unserem hitzigen, manchmal auch lautem Stadtgetümmel nicht unwesentlich sein dürfte.
Dafür war beispielsweise das Schwimmen im kühlen, sauberen Nass recht hilfreich. So meine eigene Erfahrung. Allen Stress abstreifen und mit diesem auch gleich die Badekleidung und nur ans andere Ufer oder in die Sonne blinzeln. Die Schwanenfamilie in respektvoller Entfernung hat es nicht gestört, eventuell auftauchende Mitbader auch nicht. Denn die tun das gleiche, legen Handtuch oder Bademantel ab, um einzutauchen. Dafür braucht es kein Gebots- und kein Verbotsschild. Alles geschieht ganz selbstverständlich. Solche Flecken Erde gibt es tatsächlich noch.
Kann sein, dass man auch mal einen nackten Stand-up-Paddler entdeckt. Aber der ist weit genug weg und es kommt eher selten vor. Ohne bürokratische Hürden tut jeder, was er für richtig hält und niemand fühlt sich gestört. Warum auch. Die Fotokamera bleibt hier allerdings außen vor. Aktfotografen suchen sich auf anderen Wegen ihre Modelle und Motive.
Das Phänomen Nacktsein aber ist immer wieder ein Thema und hatte es sogar auf die Titelseite einer Tageszeitung gebracht. Tenor: Wo darf man und wo darf man nicht? In Erinnerung blieb, erlaubt ist der private Balkon oder Garten, sofern niemand Fremdes Einsicht hat. Dürfte meist schwierig sein. Erlaubt ist es auch im eigenen Auto. Die Fragezeichen im Kopf fanden sich letztlich auch im Zeitungsartikel wieder, denn es blieb unklar, wie und wo der Autofahrer aussteigen darf und wie er zu reagieren hat, wenn es heißt „ihre Papiere bitte!“.
Genia Bleier, Journalistin
17.06.2024 Kolumne neunundzwanzig
Jeder kennt den Spruch „Ist das Kunst oder kann das weg?“. Ein Spruch mit Wahrheitsgehalt. Im Museum soll ein Kunstwerk schon im Müll gelandet sein, weil die Putzfrau ... WEITERLESEN
Jeder kennt den Spruch „Ist das Kunst oder kann das weg?“. Ein Spruch mit Wahrheitsgehalt. Im Museum soll ein Kunstwerk schon im Müll gelandet sein, weil die Putzfrau es eben dafür hielt. Es ist also gar nicht so einfach, Kunst auch als solche zu erkennen. Was macht eine Sache, ein Objekt zur Kunst? Eine blau getünchte Leinwand ist Kunst, auch übermalte Fotografien sind es oder drei hochkant öffentlich ausgestellte Busse. Alles Kunst und teilweise sehr berühmt.
Wer entscheidet darüber, was gut oder schlecht, was ein Kunstwerk (bleiben wir nur mal bei der bildenden Kunst) oder etwas Überflüssiges ist?
Mal kann es die Idee dahinter sein bzw. die Aussage oder die spektakuläre Herangehensweise, die meisterhafte Handwerkskunst, die neuartigen Materialien oder nicht zuletzt auch der bekannte Name, der den Kunstmarkt beherrscht. Alles Ungewöhnliche hat es erst einmal schwer. So soll man einst auch Werke des derzeit hochgeehrten Caspar David Friedrich angezweifelt haben. So viel mystische Dunkelheit im Gemälde soll Kunst sein?
Heute weiß man es besser.
Noch unsicherer fällt die Bewertung bei Fotografie aus. Ein Medium, das jeder beherrscht (glauben die meisten), braucht besondere Kriterien, um zur Kunst zu werden. Erst recht die Aktfotografie, die ja zunächst erst einmal eine einheitliche Basis bildet. Aber dennoch Welten der Möglichkeiten bereithält. Kunst oder Papierkorb? Ein Urteil soll und kann hier nicht gefällt werden. Einfach mal schauen und einfühlen. Über Kunst lässt sich nicht streiten, sagen die einen. Über Kunst lässt sich trefflich streiten, sagen die anderen. Da geht das Dilemma schon los.
Genia Bleier, Journalistin
25.04.2024 Kolumne achtundzwanzig
Schon wieder David. Schon wieder ist der schöne nackte Jüngling zum Streitobjekt geworden. Michelangelos Marmorstatue entzweit die Menschheit. ... WEITERLESEN
Schon wieder David. Schon wieder ist der schöne nackte Jüngling zum Streitobjekt geworden. Michelangelos Marmorstatue entzweit die Menschheit. Rund 520 Jahre ist David nun schon auf der Welt, um Goliath zu besiegen. Gestählt und trotzdem anmutig steht er in Positur, um seinen Kampf zu beginnen. Das alles wäre offenbar weniger beachtenswert, wenn der Knabe nicht gar so nackt wäre. In diesem Punkt polarisiert er gewaltig – wie sich eben heutzutage die Meinungen auf allen Ebenen konträr gegenüberstehen.
Schon einmal war David Thema dieser Kolumne. Kurze Erinnerung: In Amerika musste eine Lehrerin ihr Amt aufgeben, weil sie ihren Schülern den Anblick seiner Blöße zugemutet hatte. Die weltweit bekannteste Skulptur gilt dort als Pornografie. Weg damit! Ganz anders sehen das die Italiener, speziell die Florentiner. Dort trifft man an jeder Ecke auf die nackte Gestalt. Und eben daran entzündet sich der gegenteilige Streit. Es ist zu viel David auf dem Markt und das ganz im wörtlichen Sinn.
Der schöne Jüngling wird als Souvenir und Erotikaccessoires ausgebeutet. Oft müssen allein seine Genitalien herhalten, um Kunden anzulocken, ja sogar obszöne Gesten soll er mitunter zeigen. Das ist die miserable Kehrseite der Medaille, gegen die Italien gerichtlich vorgeht. Ein Kulturgutschutzgesetz soll Meisterwerke vor Sexualisierung, aber auch allgemein vor Kommerzialisierung schützen. Wir kennen das von unseren Engeln der Sixtina. Sie sind – noch – Allgemeingut und in vielen Abwandlungen auf vielen Gegenständen zu finden. Zum Glück ist ihre kindliche Nacktheit nur sehr dezent. Keine Gefahr also auf allen Fronten.
Genia Bleier, Journalistin
12.04.2024 Kolumne siebenundzwanzig
Der „Akt“ ist out, heißt es. Das „Körperbild“ soll es nun sein. Gemeint ist die Bezeichnung für die Darstellung des nackten Menschen in künstlerischer Absicht. ... WEITERLESEN
Der „Akt“ ist out, heißt es. Das „Körperbild“ soll es nun sein. Gemeint ist die Bezeichnung für die Darstellung des nackten Menschen in künstlerischer Absicht. Seit jeher Akt genannt, gleich ob in Malerei oder Fotografie.
Natürlich wandelt sich Sprache. Manches bezeichnen wir heute ganz anders als unsere Eltern- und Großelterngeneration. Nicht zuletzt schon durch die Infiltration des Englischen. Die „Personalausstellung“ heißt heute Einzel- oder Soloausstellung. Der PC (Personal Computer) ist uns trotzdem geblieben. Das „Fotoshooting“ hat sich längst eingebürgert, und niemand will die Interaktion zwischen Fotograf und Modell unbedingt ins Deutsche übertragen. Manche Künstler bevorzugen jedoch den Begriff „Session“ statt Shooting und finden damit speziell den Vorgang besser benannt.
Es sind Worte, die persönliches Befinden charakterisieren und dadurch letztlich alle ihre Gültigkeit haben. Das Eigentliche aber ist doch die Sache selbst, ist der Prozess des Werdens und am Ende das künstlerische Ergebnis. Das Nachdenken über Begriffe kann dagegen nicht schaden. Und so fällt die vielfache Verwendung von „Körperbild“ tatsächlich auf. Es ist ein wichtiger Terminus geworden. Meint aber in der Regel die Wahrnehmung des eigenen Körpers, auch den durch falsche Vorbilder verfälschten Blick. Gewünscht wird Akzeptanz für vielfältige Körperformen und Körperempfindungen. Schönheit liegt dabei ja immer noch im Auge des Betrachters.
„Akt“ als Begriff darf jedoch gern existent bleiben. Bezeichnet er doch viel genauer, was eigentlich dargestellt werden soll. Ein „Körperbild“ muss ja nicht in jedem Fall unbekleidet sein. Und einen Körper haben viele Lebewesen. Ihr Abbild ist letztlich auch ein Körperbild…
Genia Bleier, Journalistin
26.03.2024 Kolumne sechsundzwanzig
Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte… Frühlingssonne, Frühlingswinde, Frühlingsdüfte – wenn das kein Grund ist, das Fotoatelier zu verlassen ... WEITERLESEN
Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte… Frühlingssonne, Frühlingswinde, Frühlingsdüfte – wenn das kein Grund ist, das Fotoatelier zu verlassen und Motive in der Natur zu suchen. Pleinair ist das Zauberwort. Für Maler wie für Fotografen. Also einfach die notwendigen Utensilien packen und los geht es.
Nicht ganz so einfach stellt sich die Sache dar, wenn es um Aktfotografie geht, denn dann spielt das Umfeld schon eine besondere Rolle. Welche Art Landschaft soll überhaupt einbezogen werden und wo kann man ungestört agieren? Wiesen, Wasser, Bäume, Hecken, Blumen, Wolken fanden sich schon in vielen auch ausgestellten Aufnahmen wieder, aber ebenso gern ruinöses, verfallenes Mauerwerk oder architektonische Besonderheiten bis hin zu Friedhofsarchitektur. Damit konfrontiert oder eingebettet der nackte Mensch. Was will uns der Künstler damit sagen, lautete zu Schulzeiten eine gefürchtete Frage. Jetzt darf man sie sich selbst ohne Angst vor Benotung ganz freiwillig beantworten.
Fragen darf man, sofern dazu Gelegenheit besteht, auch die Modelle, mit welchen Gefühlen sie sich der frischen Luft aussetzen. Sie springen, tanzen, laufen oder stehen geduldig an einem Fleck, ganz gleich, ob Disteln oder Ameisen oder neugierige Spaziergänger die Arbeit stören. Dennoch habe ich immer von Begeisterung gehört, an einem derartigen Projekt mitzuwirken. Erde und Himmel nah zu sein, die frische Brise auf der Haut zu spüren oder das kühle Nass. Etwas anders mag sich die Situation darstellen, wenn Aktfotografie bewusst den Kick im urbanen Umfeld sucht. Vielleicht dazu später einmal mehr.
Jetzt aber flattert das blaue Band des Frühlings in abgewandelter Form auch auf so manchem fotografischen Bild.
Genia Bleier, Journalistin
08.03.2024 Kolumne fünfundzwanzig
Wir alle haben es schon erlebt: In der Sprechstunde eines Arztes ist die Zeit, darüber zu reden, was einem wirklich auf der Seele brennt ... WEITERLESEN
Wir alle haben es schon erlebt: In der Sprechstunde eines Arztes ist die Zeit, darüber zu reden, was einem wirklich auf der Seele brennt, knapp.
Selbst der langjährige Arzt des Vertrauens lässt fühlen, dass es nun doch mal weitergehen muss. Zum Psychologen gelangt ein Mensch mit Problemen nur sehr schwer, weil einfach zu viele Menschen zu viele Probleme haben. Es bleiben eventuell die beste Freundin, der beste Freund, wenn sich das Gleichgewicht nicht von allein herstellen lassen will.
In – zugegeben - seltenen Fällen kann es auch die Person sein, die jemand ausgewählt hat, um sich fotografieren zu lassen. Wir sprechen hier in der Regel von Aktfotografien (und darüber hinaus nicht von bezahlten Modellen einer Agentur). Allein der Gedanke an ein Aktshooting kommt mitunter einer Mutprobe gleich. Die Frau/der Mann, die/der sich zu diesem Schritt entschließt, will sich häufig selbst etwas beweisen: Ich bin selbstbewusst. Ich kann mich sehen lassen. Ich habe eine Krankheit oder einen Konflikt überwunden. Ich möchte ein Stück die Zeit anhalten… Und im Rahmen des gesamten Geschehens kann es zu sehr vertrauensvollen, guten Gesprächen kommen. Da melden sich auf einmal Herz, Seele oder Bauch und da ist unerwartet jemand, der zuhört. Beiderseitiges Vertrauen vorausgesetzt.
So kann die gemeinsame Arbeit für ein gutes Bild plötzlich zu einer Art Therapie werden. Und eigentlich ist „Arbeit“ auch nicht mehr das richtige Wort. Denn am Ende des fotografischen Prozesses stellen beide Seiten, also die Person vor und die hinter der Kamera, fest, es hat einfach Spaß gemacht. So kann Fotografie sogar zu einem Stück Lebenshilfe werden.
Genia Bleier, Journalistin
23.02.2024 Kolumne vierundzwanzig
Jedes Ding im Leben hat zwei Seiten. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“, schrieb Goethe in seinem „Götz von Berlichingen“ ... WEITERLESEN
Jedes Ding im Leben hat zwei Seiten. „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten“, schrieb Goethe in seinem „Götz von Berlichingen“ und ist damit wohl auch der Urheber des allbekannten Sprichworts wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Das eine bedingt das andere. Doch welche Räume sich dabei ergeben, wie die eine Seite in die andere übergeht, welche Formen entstehen und wie man das Ganze interpretieren kann, ist eine Spielwiese der besonderen Art in der Kunst. Auch Tänzerin Una Shamaa beschäftigt sich mit Licht und Schatten. Es gibt entsprechende Musiktitel, und sogar auf einen „Tatort“ dieses Namens bin ich gestoßen.
Ganz besonders jedoch lebt die Fotografie von dem Phänomen. Ob im Studio oder in der Natur, seien es künstliche Lichtquellen oder handelt es sich um die Sonne - Fotografen haben ihre speziellen Herangehensweisen. Ein paar grundsätzliche Fakten vorausgesetzt. Das Netz ist voll von Tipps, wie die besten Ergebnisse zu erzielen sind.
Dabei kann ein Gleichgewicht beider Seiten nicht schaden (ist eine gute Balance nicht generell wichtig?). Licht im Bild holt hervor, was wir sehen sollen, erzeugt Stimmungen und Atmosphäre. Schatten schaffen Tiefe und Plastizität. Selbst der Schatten allein als Motiv hat seinen Reiz. Licht oder Schatten können hart oder weich sein. Mal abgesehen von den Ambitionen des jeweiligen Fotografen, wünscht sich das Modell wahrscheinlich die weiche Variante. Soll sie doch schön machen.
Ganz ohne Bertolt Brecht geht es einfach nicht: „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ Eigentlich passt doch das Gaunerlied auch zur Fotografie.
Genia Bleier, Journalistin
16.01.2024 Kolumne dreiundzwanzig
Wenn ein Aktmodell heute die Kleidung abgelegt hat, ist es nicht etwa vollkommen nackt. Es trägt eine imaginäre Bekleidung ... WEITERLESEN
Wenn ein Aktmodell heute die Kleidung abgelegt hat, ist es nicht etwa vollkommen nackt. Es trägt eine imaginäre Bekleidung, die nicht ohne Weiteres ausgezogen, also auch nicht für bestimmte Momente negiert werden kann. Tattoo heißt das Zauberwort der Gegenwart. Jede(r) Vierte zwischen 18 und 45 Jahren ist tätowiert, wurde in einer aktuellen Statistik registriert. Gefühlt müssten es noch viel mehr Menschen sein, wenn wohl auch mit zunehmendem Alter die Zahlen wieder geringer werden.
Diese speziellen Bildwelten sind auch eine Herausforderung für den Aktfotografen, je nachdem welche Aussagen er treffen oder welche Formen und Stimmungen er spiegeln will. Schließlich können ganze „Farbfilme“ in die Haut gestochen sein. Ganz zu schweigen von Piercings, Brandings und was es da noch so unter dem Stichwort Body-Modification gibt.
Neulich sah ich in einem Fitness-Studio eine junge Frau (kein Teenager mehr) und nicht superschlank in einer Sporthose bis etwa zum Knie (aus gutem Grund), denn auf ihren Waden prangte ein dicker Frosch. Hmm… Ob sie besonders tierlieb ist? Oder wartet sie auf den Prinzen? In den USA sind besonders „innige“ Tatoos der Clou. Man kann sich die Asche seines liebsten Menschen in die Haut ritzen lassen. Die Urne im Wohnzimmer ist dort ja eh schon lange erlaubt.
Da tendiere ich dann doch lieber zu einem Körperschmuck, den man wieder ablegen kann. Zum Beispiel zu den Kreationen, die der Metalldesigner Volkmar Fritzsche entworfen hat und die in diversen Performances schon für Begeisterung gesorgt haben, großes Staunen inbegriffen. Wie halten nur die Teile am Körper, sogar beim Tanzen?
Genia Bleier, Journalistin
10.01.2024 Kolumne zweiundzwanzig
„Meinst du, die Russen wollen Krieg?“, fragte Jewgeni Jewtuschenko im Jahre 1961. Damals glaubten wir dem Dichter und fanden viele seiner Verse gut. ... WEITERLESEN
„Meinst du, die Russen wollen Krieg?“, fragte Jewgeni Jewtuschenko im Jahre 1961. Damals glaubten wir dem Dichter und fanden viele seiner Verse gut. Richtig begeistert – weil man Tränen lachen konnte – waren wir von der Satire „Die Kuh im Propeller“ (Autor: Michail Soschtschenko) oder der gereimten Fabel „Der Hase im Rausch“ (von Sergei W. Michalkow). Insbesondere, wenn Manfred Krug und Eberhard Esche diese vortrugen. Dann blieb kein Auge trocken. An all dies erinnern sich wohl nur die etwas Älteren unter uns.
Jede Generation hat ihre Highlights, und dazu gehörten einst auch russische Autoren. Heute besitzt alles Russische leider keinen guten Klang.
Nun wollen die Russen Krieg, zumindest einige unter ihnen, und ein großer Rest gibt sich unbeteiligt. Und weitere Kriege verunsichern derzeit unsere Welt. Kriegsschauplätze haben die unerfreuliche Eigenschaft, sich auszudehnen. Gräueltaten, Angst und Schrecken an vielen Orten der Erdkugel. Manche Menschen wollen darüber nichts mehr hören und die Bilder nicht mehr sehen. Sie wollen sich vor zu viel Negativem schützen. Aber ist Verdrängen die Lösung? Sicher nicht.
Zugleich stellt sich mir die Frage, kann man jetzt überhaupt unbelastet ein Museum besuchen? Sich im konkreten Fall Fotografien nackter Menschen ansehen? Und möglicherweise auch heitere Sujets genießen? Ich bin zu dem Schluss gekommen: man kann. Ja, man muss es geradezu. Dieses kleine private Museum oder ein anderes großes. Kunst generell. Denn sie gehört zum Menschsein. Sie macht uns reicher und freier und ist das Gegenteil von Krieg!
Genia Bleier, Journalistin
19.12.2023 Kolumne einundzwanzig
Am Ende eines Jahres ist es üblich zurückzuschauen. Meist auf die vergangenen zwölf Monate. Manchmal auf einen längeren Zeitraum ... WEITERLESEN
Am Ende eines Jahres ist es üblich zurückzuschauen. Meist auf die vergangenen zwölf Monate. Manchmal auf einen längeren Zeitraum, wenn es Anlässe dazu gibt. So soll auch wieder einmal im Tagebuch des Kunstkellers geblättert werden. Dabei geht es zurück in das Jahr 1997 und den Wechsel von 2011 zu 2012. In dieser Zeit war das Museum aktfotoARTdresden noch eine Galerie für Aktfotokunst mit wechselnden Einzelausstellungen. Der Fotokünstler in den genannten Jahren hieß Günter Rössler. Er gilt als „Altmeister der ostdeutschen Aktfotokunst“.
In diesem Januar wäre der Meister ästhetischer Aktfotografie 98 Jahre alt geworden. Vielleicht würde er noch immer gern die Kamera in der Hand halten. Wer weiß? Doch Günter Rössler ist, am Ende des Jahres seiner letzten Ausstellung in Dresden, verstorben. Wir erinnern uns immer gern an einen freundlichen Menschen, der seine Kenntnisse und Erfahrungen in Sachen Fotografie auch weitergab. So geschehen anlässlich der Vernissage im Kunstkeller. Der Meister hatte eines seiner Modelle mitgebracht und ließ sich gern über die Schulter schauen, wie er sein Shooting aufbaute.
Für heutige Fotofreunde mag Günter Rössler vielleicht nur ein vager Begriff sein. Im Osten Deutschlands war er ein absoluter Vorreiter in Sachen Aktfotografie. Unvergessen sein künstlerisches Credo: Wenig Accessoires, weiches Licht und junge, schöne Frauen, die sich nicht verstecken, sondern in der Regel selbstbewusst in die Kamera schauen. Spätestens mit der Veröffentlichung seiner Aktfotografien im „Playboy“ war der gebürtige Leipziger auch im Westen bekannt.
Vor nunmehr elf Jahren hat er sich aus dem Leben verabschiedet. Seine damals kleine Tochter ist inzwischen eine junge Frau von 20 Jahren. Geblieben sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit einem als klassisch zu bezeichnenden Gestus.
Genia Bleier, Journalistin
13.12.2023 Kolumne zwanzig
Was verstehen wir eigentlich unter zeitgenössischer Aktfotografie? Das habe ich mal die Künstliche Intelligenz gefragt ... WEITERLESEN
Was verstehen wir eigentlich unter zeitgenössischer Aktfotografie? Das habe ich mal die Künstliche Intelligenz gefragt, weil sie ja so vieles besser wissen soll, als wir Menschen. Dann mag sie ausnahmsweise auch mal bei dieser Thematik ihre „Kompetenz“ bestätigen.
Die Bilder im Museum werden aber weiterhin den Fotografen überlassen und diese wiederum vertrauen bei ihren Aktdarstellungen dem menschlichen Wesen. Wie sie das machen, ist indes vielfältig. Das befand sogar die KI.
Ihre Aussagen habe ich hier etwas zusammengefasst:
Im Vergleich zu traditionellen Darstellungen des Akts in der Kunstgeschichte sei die zeitgenössische Aktfotografie oft moderner, experimenteller und vielfältiger. Die Palette von Körperformen, Altersgruppen, Geschlechtern und Ethnien werde breiter gefasst und spiegele so Vielfalt und Schönheit des menschlichen Körpers wider. Einverstanden.
Hervorgehoben wird ferner das Benutzen innovativer Techniken. Und: Die Fotografien zeigen nicht nur den bloßen Körper, sondern erzählen auch Geschichten und transportieren emotionale Inhalte, heißt es weiter. Manche würden zudem soziale und politische Kommentare beinhalten, indem sie gesellschaftliche Normen oder relevante Themen in Frage stellen. Kann man gelten lassen.
Fragt man speziell nach Aktfotokunst, gibt es ähnliche Antworten, aber noch einen kleinen Zuschlag:
„Diese Art der Fotografie kann die Schönheit und Vielfalt des menschlichen Körpers feiern und gleichzeitig die Grenzen von Nacktheit und Intimität erkunden. Ein weiterer Aspekt ist die künstlerische Inszenierung und Komposition, bei der Licht, Schatten und Perspektive verwendet werden, um eine bestimmte Stimmung oder Botschaft zu vermitteln.“ Als Letztes gibt uns die KI mit auf den Weg, dass die Aktfotografie ein sensibles Thema ist. Richtig erkannt.
Genia Bleier, Journalistin
05.11.2023 Kolumne neunzehn
Vielleicht ist ja dem einen oder anderen die kurze Nachricht in der Zeitung aufgefallen. Désireé Nick hat sich unlängst für den „Playboy“ ausgezogen ... WEITERLESEN
Vielleicht ist ja dem einen oder anderen die kurze Nachricht in der Zeitung aufgefallen. Désireé Nick hat sich unlängst für den „Playboy“ ausgezogen. Im Netz gibt es mehr davon zu lesen und zu sehen. Nun ist die Tänzerin, Schauspielerin, Theologin(?), Kabarettistin, Unterhaltungskünstlerin, Autorin und Dschungelkönigin (2004) mit der scharfen Zunge auch Cover-Woman des „Playboy“. Das hat sie selbst sozusagen als heroische Tat gefeiert. Denn Frau Nick ist 66 Jahre alt und damit das älteste Model auf dem Titelblatt des Magazins.
Sie will nach eigener Aussage zeigen, dass die Frau in der zweiten Lebenshälfte ganz neu gesehen werden muss. Nämlich selbstbewusst, sexy und erotisch. Früher habe sie sich für zu jung für den „Playboy“ gefühlt. Na ja. Gestylt weiß sie sich in Szene zu setzen und ihre schönsten Seiten zu zeigen. Aber so mutig war die Tat nun doch nicht (ganz abgesehen von den Talern, die geflossen sein dürften) und sensationell einmalig gleich gar nicht.
Schon 2008 gab es im Kunstkeller die Ausstellung „Jenseits der Lebensmitte“. Und bereits lange vorher hat Volkmar Fritzsche die Reife, Schönheit und Besonderheit älterer Menschen mit der Kamera festgehalten. Einige dieser Arbeiten waren auch in Kassel zu sehen. Im Unterschied zur Diva Nick hatten die Modelle keinen eigenen Visagisten und Modeberater. Sie haben sich im Wesentlichen gezeigt wie sie sind oder wie sie gerade fühlten. Sie waren ernst oder lustig. Eben wie im richtigen Leben. Das älteste Modell war fast 80 Jahre alt. Dieser mutigen Frau gehört die Krone. Allen, die sich hüllenlos gezeigt haben, ein großes Dankeschön.
Genia Bleier, Journalistin
21.10.2023 Kolumne achtzehn
In einer früheren Kolumne, die der Tänzerin Una Shamaa gewidmet war, stand es schwarz auf weiß: Una ist seit zehn Jahren mit dem Kunstkeller verbunden ... WEITERLESEN
In einer früheren Kolumne, die der Tänzerin Una Shamaa gewidmet war, stand es schwarz auf weiß: Una ist seit zehn Jahren mit dem Kunstkeller verbunden. Wirklich schon zehn Jahre? Das hat sie sich auch selbst erstaunt gefragt und nutzt nun das kleine Jubiläum, um in der aktuellen Museums-Spielzeit den Freunden ihres Tanzes ein vielseitiges Programm zu bieten und sich selbst auszuprobieren. Keine Frage, dass dabei stets Neues entsteht – bis hin zu neuen Wortschöpfungen für ihre Tanzstücke. So hatte die gebürtige Brasilianerin ihre vergangene Premiere „Lischa“ genannt. Das ist kein Mädchenname und auch keine fremde Sprache, sondern eine Verknüpfung der Worte Licht und Schatten, die sich beide einander bedingen.
Wie sie die Erscheinungen optisch darstellt und dabei in ihre Gedankenwelt entführt, nennt Una Shamaa ein Experiment. Hier meine ganz persönliche Sicht auf die Darbietung vom 5. Oktober:
Zuerst erscheint das Licht. Es sind Sterne, die das Universum beleuchten. Aber so unendlich das All, so begrenzt ist der Raum für den Stern. Er möchte ausbrechen, sich befreien aus seinem Kokon und aus einem Licht, das keinen (sichtbaren) Schatten wirft. Nach der Pause erscheinen Schattenbilder, während nun die Lichtquellen unsichtbar bleiben. Es sind Schatten, die einen ganzen Kosmos an befreitem Bewegungsvokabular enthüllen. Sie sind lebendig und, so scheint es, sie sind uns näher als das Licht.
„Lischa“ wird zu Beginn des kommenden Jahres wieder zu sehen sein. Gut möglich, dass bis dahin Nuancen der Darstellung verändert sind, denn Una Shamaa experimentiert gern. Sie arbeitet unermüdlich an sich. Und nicht zuletzt ist immer auch mit improvisierten Momenten zu rechnen, wenn die Situation es verlangt – denn: Im KK (KunstKeller) agieren immer noch lebendige Menschen, keine KI.
Tänzerisch geht es auch in diesem Jahr weiter. So kommt Una jetzt ganz gruselig daher (begleitet von gesprochenem Wort), und im Dezember zelebriert sie auf ihre Weise die Wintersonnenwende. Wobei wir im Grunde wieder bei den Polen Licht und Schatten sind. Darüber hinaus wird sie auch den Tag des offenen Ateliers (Sonntag, 19. Nov., 14 Uhr) bereichern.
Genia Bleier, Journalistin
13.09.2023 Kolumne siebzehn
Schauen wir in den hinteren Museumsraum, fällt zunächst üppige Farbigkeit auf, beim näheren Hinsehen aber auch Schwarz-Weiß-Kontrast ... WEITERLESEN
Schauen wir in den hinteren Museumsraum, fällt zunächst üppige Farbigkeit auf, beim näheren Hinsehen aber auch Schwarz-Weiß-Kontrast in Abstufungen. Es sind Linien, Kreise, mehr oder minder bizarre Ornamente, Flammen oder Federstriche. Und wo sind die Akte? Lange suchen muss man sie nicht. Denn sie gehören direkt in die Szenerien, werden dort von ihrer Umgebung massiv beeinflusst bzw. dominieren das Geschehen auch selbst.
Dieser Raum ist das Refugium von Volkmar Fritzsche und zurzeit seinen „Szenografien“, wie er sie selbst nennt, gewidmet. Es ist eine Werkgruppe, die in den Corona-bedingten Ausstellungssperren Freiräume für Arbeit am PC ermöglichte und noch längst keinen Abschluss gefunden hat. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten digitaler bildnerischer Kreationen. Aus welchen Quellen sich Strukturen und Motive entwickeln lassen, ist an dieser Stelle ein zu technischer Prozess, um ihn hier zu beschreiben.
In die entstandenen surrealen, geheimnisvollen, ja auch bedrohlichen Bildwelten fügen sich Akte (aus archivierten Arbeiten des Fotokünstlers) direkt ein. Der Mensch mittendrin als Spielball seiner Umwelt, glücklicherweise aber auch mit Humor selbst die Szene beherrschend. Manchmal sieht es wie unsere düstere abstrakte Zukunft aus, dann wieder recht gegenwärtig-menschlich, wenn es sich um erotische Träume handelt. Bildtitel geben eine Orientierung. Aber der eigenen Phantasie sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Die ausgestellten Arbeiten sind nur eine kleine Auswahl aus dem schon vorhandenen Fundus. Denn wie gesagt - Bildschöpfer und Computer gemeinsam liefern „unbegrenzte Möglichkeiten“, wie Volkmar Fritzsche sagt. Nach dem „Schöpfungsakt“ ist jedes dieser Werke ein Unikat, also auf gleiche Weise nicht noch einmal herstellbar.
Genia Bleier, Journalistin
08.09.2023 Kolumne sechzehn
Die lange versprochenen blühenden Landschaften gibt es jedes Jahr reichlich - wenn allerorten ... WEITERLESEN
Die lange versprochenen blühenden Landschaften gibt es jedes Jahr reichlich - wenn allerorten der Raps blüht und das Land gelb leuchtet. Das entdeckt ein Fotograf natürlich auf ganz eigene Weise und lässt seine nackten Protagonisten zum wesentlichen Teil seiner Gedanken werden. Aber das ist eine vergangene Geschichte und ein Bild dazu ist derzeit nicht ausgestellt.
Hingegen sieht man unbekümmerte Nacktheit an Stränden und Badeseen immer seltener. Die „blühenden Landschaften“ haben nämlich auch Gebote und Verbote gebracht. Selbst da, wo Mann/Frau ganz offiziell beim Baden nackt sein darf, kann es sein, dass Er oder Sie mit strafenden Blicken und Verachtung bedacht wird (keine Seltenheit!).
Warum ich das schreibe? FKK ist öfter ein Thema unter - vorrangig älteren - Besuchern des Museums. Es entwickelt sich spontan beim interessierten Betrachten der Aktfotografien und lässt gern auch Vergleiche aufkommen:
Früher war in dieser Hinsicht mehr Freiheit; jetzt werden die Ganz-ohne-Bader gern weit weggesperrt, am besten eingezäunt. Und wo sich alle Bedürfnisse unkontrolliert mischen, können sich die FKK-Anhänger auch nicht unbedingt wohlfühlen. Die Bademodenindustrie möchte eben Geld verdienen und entwickelt immer Neues. Mein Eindruck: Die Höschen der Damen werden immer kleiner, die Badehosen der Männer immer länger. Oder ist das schon wieder out? Im Freibad ist jedenfalls nun für alle oben ohne erlaubt. Ein Schritt hin zu mehr Selbstverständlichkeit? Man kann es ja im schönen Spätsommer noch testen.
Auf jeden Fall sollte man sich darauf besinnen, dass FKK schlicht Freikörperkultur heißt. Zwischen Prüderie auf der einen und Pornografie auf der anderen Seite bleibt nämlich eines auf der Strecke: die Natürlichkeit im Umgang mit dem nackten Körper.
Genia Bleier, Journalistin
27.08.2023 Kolumne fünfzehn
Die Sommerpause des Museums ist beendet. Egal, ob sich der Sommer nun zurückzieht oder mit Wucht wiederkommt, ... WEITERLESEN
Die Sommerpause des Museums ist beendet. Egal, ob sich der Sommer nun zurückzieht oder mit Wucht wiederkommt, in den Räumen des Kunstkellers Dresden regnet es nicht, und auch die schwüle Hitze bleibt draußen. Dafür weht ein frischer Wind, denn die Ausstellung ist komplett neu gestaltet. Neben hier schon bekannten Bildautoren gibt es etliche Neuentdeckungen. Es freut mich sehr, dass auch fünf Frauen ihre Handschriften präsentieren und das unerschöpfliche Thema Aktfotografie auf ihre Weise bereichern. Erstaunlich, was der Oberbegriff AKT für inhaltlich oder formell unterschiedliche Sichten bereithält.
Ein Thema - und viele Themen, mit denen sich fotografisch arbeitende Künstler auseinandersetzen. Seien es die bekannten Lost Places, Paare in Beziehung miteinander und zur Natur, Einblicke in private Räume, sei es die Widerspiegelung von Nähe und Vertrautheit bzw. ihre Grenze, der Sprung im Tanz ganz auf den Körper konzentriert oder ein ungewöhnlicher Umgang des Modells mit eigentlich vertrauten Gegenständen. Auch Körperformen, fast ent-individualisiert spielen eine Rolle wie die Konzentration auf Haut als Spiegel zur Seele (?). Einige Bildautoren arbeiten gern projektbezogen. Hier sind es zwei Frauen, die Erwähnung finden sollen. Nackt in der Galerie könnte man die eine Serie betiteln, die den Akt in Beziehung zur ausgestellten Kunst setzt und die daraus resultierenden Gefühle untersuchen möchte. In ganz andere, stark gesellschaftskritische Richtung geht ein anderes Projekt, das sich dem Thema Missbrauch widmet. Dargestellt in Selbstinszenierungen, um anzuprangern.
Der menschliche Akt als Material oder Medium. In jedem Fall aber anregend. Ein persönlicher Wunsch der Autorin bleibt noch offen: Gleiches Modell, gleiche Umgebung – fotografiert mit dem männlichen und dem weiblichen Blick, nebeneinander ausgestellt. Vielleicht später einmal?
Genia Bleier, Journalistin
11.06.2023 Nach vorn gerichtete Informationen
- Samstag 5. August, 16 Uhr, Vernissage und Eröffnung der 4. Expo. „Aktfotokunst-heute“ mit Beteiligung von elf deutschen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern
Zur vollzogenen Gründung des Museums-Vereins und zu Fragen der Mitgliedschaft und Konzeption wird der Verein selbst sich in absehbarer Zeit auf dieser Plattform vorstellen.
Ich persönlich beabsichtige, in der bekannten Form so lange aktiv zu bleiben, bis nicht altersbedingte Wandlungen meinem Schaffen ein Ende setzen.
Für die schon jetzt bestehende und künftige Unterstützung seitens des Vereins bin ich dankbar und eine fruchtbare Zusammenarbeit ist Programm.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des Unterstützerteams eine unbeschwerte Sommerzeit!
Ihr Volkmar Fritzsche
29.07.2023 Kolumne vierzehn
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“…? Oh nein, Herr Hesse. So ausschließlich kann man das nicht sagen. Wahrscheinlich kommt es sehr darauf an, was gerade beginnt. ... WEITERLESEN
Der Kunstkeller präsentiert eine neue Ausstellung und neue Künstler, die sich dem Akt widmen. Deshalb möchte ich heute einmal ganz allgemein die Nacktheit in der Kunst betrachten. Wo soll man da anfangen, bei Lucas Cranach d. Ä. vielleicht oder noch viel früher? Ein Riesenthema, an dem hier nur mal ein bisschen gekratzt werden kann. Kluge wissenschaftliche Abhandlungen gibt es sicher reichlich darüber. In einem Museum, das sich der Aktfotokunst verschrieben hat, liegt Nacktheit auf der Hand oder ganz konkret vor der Linse des Fotografen. Die Fotografie gab sich beim nackten Menschen anfangs medizinisch korrekt und gleich darauf als Pendant voyeuristisch lüstern. Zur Kunst und zum Statement für gesellschaftliche Entwicklungen wurde sie erst nach und nach.
In der Malerei wechselten die Phasen zwischen praller Lebenslust – wer denkt da nicht an Peter Paul Rubens etwa - und strenger Kleiderordnung. Hoch geschlossen sollte wohl Sittsamkeit suggerieren. Hier bin ich unversehens beim Thema Mode gelandet, das so etwas wie den Zwilling zur Nacktheit in der Kunst darstellt. Busenfrei zum Beispiel war schon einmal total hip und ist es heute (fast) wieder. Die Dresdner Kunstsammlungen hatten sich in ihrer Oskar-Zwintscher-Ausstellung mit der Nacktheit in der Kunst um 1900 beschäftigt. „Der Aufbruch aus engen moralischen Normen ließ Eros und Sexualität zu bedrängend aktuellen Themen werden“, hieß es da. Das Körperliche habe um 1900 eine wahre Renaissance erfahren aus dem Geist der Antike.
Mit der Rückbesinnung auf die Antike liegt man im Zweifel immer richtig. Antike kann nicht anrüchig sein. Es lohnt sich, gelegentlich selbst zu schauen, wie nackt es in allen Zeiten in der Kunst zuging und wie das heute gesehen wird.
Genia Bleier, Journalistin
11.06.2023 Kolumne dreizehn
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“…? Oh nein, Herr Hesse. So ausschließlich kann man das nicht sagen. Wahrscheinlich kommt es sehr darauf an, was gerade beginnt. ... WEITERLESEN
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“…? Oh nein, Herr Hesse. So ausschließlich kann man das nicht sagen. Aller Anfang ist schwer, meint der Volksmund im Sprichwort. Wahrscheinlich kommt es sehr darauf an, was gerade beginnt. Will man zum Beispiel in Deutschland einen Verein gründen, heißt der Anfang Bürokratie. Das haben rund 600 000 Gründergruppen wahrscheinlich festgestellt. Denn so viele Vereine soll es im Jahr 2022 in unserem Land gegeben haben. Deutschland gilt als das Land der Vereine, trotz aller bürokratischen Hürden.
„Am Anfang war das Wort“, lehrt uns die Bibel. Und interpretieren wir das einmal nicht religiös, sondern sehr irdisch, dann passt es ziemlich gut. Am Anfang war das Wort, besser, waren viele Worte. Die wurden gesprochen, vorgelesen, hinterfragt und schließlich schriftlich dokumentiert. Und dann war es tatsächlich passiert: Der Freundeskreis „Museum Aktfotokunst Dresden e. V.“ hat sich gegründet. Vereint im Bestreben, die Angebote des Museums zu erweitern und in die Öffentlichkeit zu tragen, haben Freunde des Museums und der Fotografie diesen Plan nun im ersten Schritt umgesetzt. Der zweite wird alsbald folgen. Sprich, die Absicht braucht noch einmal Brief und Siegel, muss ins Vereinsregister eingetragen werden. Am 9. Juni findet der Notar-Termin statt.
Dann ist der Freundeskreis mindestens der 600 001. Verein in Deutschland. Eher dürfte die Zahl im Jahr 2023 noch angewachsen sein.
Die Zukunft des Kunstkellers ist gesichert. Jetzt sind Ideen gefragt und weitere Mitglieder immer willkommen. „Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge“ (Cicero). Na dann, los geht’s.
Genia Bleier, Journalistin
02.05.2023 Kolumne zwölf
Wir leben in einer wirren Welt voller Widersprüche. Das wussten Sie/wusstet Ihr längst. Täglich spürt man es erneut. Nehmen wir nur die vielzitierten sozialen Medien ... WEITERLESEN
Wir leben in einer wirren Welt voller Widersprüche. Das wussten Sie/wusstet Ihr längst. Täglich spürt man es erneut. Nehmen wir nur die vielzitierten sozialen Medien, die so nützlich wie verstörend sein können. Gute Informationen schnell verbreitet, wie wunderbar. Hasstiraden, Mobbing und Fake News, einfach scheußlich. Dazu kommt jetzt die in jedem zweiten Satz erwähnte Künstliche Intelligenz (KI). Sie beantwortet Fragen, spendet Trost und macht uns ratzfatz die längst fälligen Hausaufgaben.
So weit, so gut. Aber sie macht auch Fehler, wie sich schon erwiesen hat (insofern ist die KI wohl doch schon wieder irgendwie menschlich?). Und wenn in vielen Medien genügend Fake-Geschichten verbreitet sind, wird diese auch die KI verwenden, uns einen Bären aufbinden, wenn nicht gar gefährlich werden. So wie Fake-Fotos, mit denen sich Abgründe öffnen lassen und am Ende niemand mehr weiß, was denn nun wahr und was gelogen ist.
Widersprüche begegnen uns auch an einem schönen Ort wie dem Theater. Da kann es passieren, dass gewarnt wird: vor zu lauter Musik, vor Worten, die man nicht mehr sagt, vor erotischem Inhalt oder Nacktheit. Was soll man da tun? Sich Augen und Ohren zuhalten? Dann kann man eigentlich auch zu Hause bleiben. Andererseits wird bei Inszenierungen mit viel nackter Haut vor dem Fotografieren gewarnt, mit anderen Worten, es ist verboten. Das wiederum stört viele Besucher gar nicht. Sie zücken unverdrossen ihr Handy. Wie neulich im Radio zu hören war, sah sich ein Theater aus genau diesem Grund bereits gezwungen, Handys beim Betreten einzukassieren.
Auch im Kunstkeller gilt sowohl während der Veranstaltungen als auch vor dem Ausgestellten: fotografieren verboten bzw. nur mit Erlaubnis. In dem Zusammenhang soll einmal daran erinnert werden, dass jeder Mensch das individuelle Recht hat, selbst über seine Nacktheit zu bestimmen und dass es für Künstler aller Genres ein Urheberrecht gibt, auch für Fotografen.
Genia Bleier, Journalistin
19.04.2023 Kolumne elf
In Amerika soll eine Lehrerin durch Michelangelos David ihren Job verloren haben. Also nicht unmittelbar wegen der nackten Jünglingsfigur, die ja in Italien zu Hause ist, sondern weil sie ihren Schülern ein Bild der Statue gezeigt habe ... WEITERLESEN
In Amerika soll eine Lehrerin durch Michelangelos David ihren Job verloren haben. Also nicht unmittelbar wegen der nackten Jünglingsfigur, die ja in Italien zu Hause ist, sondern weil sie ihren Schülern ein Bild der Statue gezeigt habe. Ein weltberühmtes Kunstwerk der Renaissance! In Amerika anstößig und für Jugendliche verboten? Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - in dem es übrigens echte Pornografie reichlich gibt - wird immer mehr zum Land der Unmöglichkeiten.
In Kopenhagen kann man auf dem Weg zur Kleinen Meerjungfrau auch einer Davidskulptur begegnen. Einfach so im Vorübergehen sieht man ihn stehen, den nackten Mann. Wie schrecklich. Was sollen nur die Kinder sagen, falls man welche dabei hat? Und selbst die Meerjungfrau trägt in aller Öffentlichkeit nicht mal einen Bikini. So sind sie halt, die Dänen…
Welche amerikanische Lehrerin würde sich wohl mit ihrer Klasse in ein Museum für Aktfotografie trauen? Und sich mit heutigen Menschen auseinandersetzen, die ganz ohne vor einer Kamera posiert haben? In Dresden wäre sie herzlich eingeladen. Wie im Übrigen auch alle Dresdner Gymnasiasten, sofern sie Interesse verspüren. Eine offizielle Einladung war bereits an entsprechende Schulen ergangen – doch unmittelbar danach schob der Lockdown einen Riegel vor. Sollten also Lehrer, Schüler oder auch Elternvertreter diese Zeilen lesen und genug Neugier für einen Besuch entwickeln, die Einladung gilt nach wie vor. Es könnte sich daraus freiwilliger „Unterrichtsstoff“ in Kunstgeschichte, Biologie, Ethik, Sexual- oder Lebenskunde entwickeln. Einfach anmelden.
Genia Bleier, Journalistin
06.04.2023 Kolumne zehn
Heue soll wieder einmal ein Zitat die Richtung vorgeben. Der amerikanische Fotograf Anselm Adams (1902 – 1984), der auch künstlerische Fotografie gelehrt hat ... WEITERLESEN
Heue soll wieder einmal ein Zitat die Richtung vorgeben. Der amerikanische Fotograf Anselm Adams (1902 – 1984), der auch künstlerische Fotografie gelehrt hat, befand: „In jedem Bild gibt es immer zwei Menschen: Den Fotografen und den Betrachter.“ Diese beiden sind unabhängig vom Dargestellten unsichtbar immer zugegen. Speziell dem Betrachter ist dieser Text ausnahmsweise einmal gewidmet. Also auch Ihnen, uns allen gewissermaßen, die wir vor den ausgestellten Fotografien stehen. Interessiert, neugierig, wissend, ratlos oder wie auch immer. Es wird eine Kolumne mit vielen Fragezeichen sein.
Wie schaue ich mir Bilder an, flüchtig im Vorbeigehen oder lange davor verweilend? Was interessiert mich an der Aktdarstellung? Der Körper an sich? Das Sujet, welches der Künstler gewählt hat für einen weitgehend unbekleideten Menschen? Die Suche nach einer verborgenen Geschichte darin? Die verwendeten technischen Finessen? Fesselt eine Arbeit so sehr, dass sie immer wieder den Blick bannt und man sich in ihr verlieren kann, ist wohl ein gewisses Ideal erreicht. Aber warum ist das gerade hier der Fall und da nicht? Auch das darf man sich fragen und beim nächsten Museumsbesuch vor den ausgestellten und publizierten Werken vielleicht auch sich selbst beobachten.
Henriette van Gasteren, eine hier gut bekannte Künstlerin, weiß in ihren Selbstinszenierungen ganz Vieles zu erzählen und gibt uns gern auch mal Rätsel auf. Was lustig aussieht, kann durchaus kritisch sein, was spielerisch wirkt, eine Warnung enthalten, was ernst daherkommt, sich als köstlicher Spaß entpuppen. Eines meiner Lieblingsbilder steckt in ihrem Fotoband: Vor der dahingestreckten nackten Frau steht ein Junge mit Farbpalette. Doch was malt er da? Die Figur auf seiner Leinwand hat große Ähnlichkeit mit dem kleinen Plüschtier am Boden…
Genia Bleier, Journalistin
14.03.2023 Kolumne neun
Die Freude ist groß, wenn begeisterte Darstellerinnen – beachtenswert: Profis und Amateure gemeinsam – ihr Programm auf die Beine gestellt haben. ... WEITERLESEN
Die Freude ist groß, wenn begeisterte Darstellerinnen – beachtenswert: Profis und Amateure gemeinsam – ihr Programm auf die Beine gestellt haben. Da folgt die Enttäuschung auf dem Fuß, wenn Pandemie, Unfall oder sonstige Pannen quer schießen. Manchmal hat man geprobt und geprobt und muss doch auf den Auftritt warten. Manchmal ist alles bestens, aber der Lautsprecher streikt. Was ist schon vollkommen auf dieser Welt. Aber alle Beteiligten arbeiten daran. Mit Empathie und Engagement.
Ob neue Künstler an den Wänden, ob neue Programme, ob neue Technik und einladendes Ambiente – alle diese Initiativen sind ohne persönlichen Einsatz gar nicht möglich. Auch daran soll einmal erinnert werden. Natürlich zahlen Museumsbesucher und das Publikum des kleinsten Dresdner Theaters ihren Obolus. Doch wie man sich denken kann, kostendeckend ist das nicht. Hinter den „Kulissen“ und auf der „Bühne“ sind eifrige, motivierte Menschen ehrenamtlich aktiv, ohne die das gesamte private Projekt Museum aktfotoARTdresden sehr schwer zu realisieren wäre. Ohne Fördergelder muss auch eine Flaute irgendwie überbrückt werden. Die Begeisterung für den KK hilft dabei.
Ein Dankeschön für das gesamte Team rund um den Kunstkeller! Ein Dankeschön auch an das treue Stammpublikum, wobei neue Gesichter immer willkommen sind. Mit frischem Frühlingswind soll es nun weitergehen. Frühlingsgefühle nicht ausgeschlossen.
P.S.: …und denken Sie daran, auch Lachen ist gesund!
Genia Bleier, Journalistin
10.02.2023 Kolumne acht
Vor einigen Jahren habe ich mal während des Urlaubs im sonnigen Süden einen Mann beobachtet, der
Fotos mit dem Tablet machte. „Ziemlich unhandlich“, dachte ich damals. Heute liefern Handys ... WEITERLESEN
Vor einigen Jahren habe ich mal während des Urlaubs im sonnigen Süden einen Mann beobachtet, der
Fotos mit dem Tablet machte. „Ziemlich unhandlich“, dachte ich damals. Heute liefern Handys gute
und vor allem viele Bilder. Leider hat man das Ding ja ständig parat und die Neigung, etwas fest zu
bannen, scheint immens. Kennen Sie/kennt Ihr das auch, förmlich erdrückt zu werden von den
Erlebnissen anderer? Wenn Whatsapp eine Bilderflut nach der anderen ausspuckt (und da spreche ich
gar nicht erst von weiteren sozialen Medien)? Wenn sich im Status gleich eine endlose Foto-
Perlenschnur aufrollt? (Na gut, sie verschwindet von selbst wieder.) Wenn man fremdes Essen
bewundern soll, ohne wenigstens mal kosten zu können? Oder wenn die Selfie-Manie zur Obsession
wird? „Wir kennen Euch doch, und vor allem wissen wir, wie ihr wirklich ausseht“, möchte man
manchmal ausrufen.
Fotografieren ist eine Leidenschaft aller für alle geworden. Bekanntermaßen ist die Digitalisierung, die
schnelle Ergebnisse liefert, Fluch und Segen zugleich. Bietet sie doch auch ganz neue technische
Möglichkeiten und kreiert kühne Ideen. Aber erst die Wahrnehmung des Fotografen, die Gedanken,
Absichten und Gefühle des Künstlers scheinen mir ein gutes Bild zu produzieren.
„Jeder kann knipsen. Auch ein Automat. Aber nicht jeder kann beobachten“, befand einst der
Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) und er fügte hinzu:
„Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der
Fotografie.“
Die deutsch-französische Fotografin Gisèle Freund (1908 – 2000) drückte es so aus: „Das Auge macht
das Bild, nicht die Kamera.“ Henri Cartier-Bresson, französischer Fotograf und Allround-Künstler (1908
– 2004), erklärte: „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“ Auch wenn
die Zitierten nicht mehr am Leben sind – es ist alles noch gültig.
Genia Bleier, Journalistin
24.01.2023 Kolumne sieben
Es ist wieder soweit. „Eros im Museum“ erwartet seine Jüngerinnen und Jünger. Mit anderen Worten: Die Winterpause im kleinsten „Theater“ der Stadt wird beendet,
wobei erneut eine Vielzahl der Programme ... WEITERLESEN
Es ist wieder soweit. „Eros im Museum“ erwartet seine Jüngerinnen und Jünger. Mit anderen Worten: Die Winterpause im kleinsten „Theater“ der Stadt wird beendet, wobei erneut eine Vielzahl der Programme dem Tanz gewidmet ist. Von den Tänzerinnen, die sich bisher gewagt haben, auf geringstem Platz und kaum Abstand zum Publikum einen Abend zu gestalten, war Una Shamaa am häufigsten zu erleben. Kein Wunder, gehen doch der gebürtigen Brasilianerin mit einnehmendem Charisma die Ideen nicht aus. Sie war zur Eröffnung des Museums aktfotoARTdresden im Juli 2019 die goldene Muse der Fotografie, tanzte aber auch schon zuvor im Kunstkeller.
Wir kennen Una mit Feuer und Schwert, mit Fächern, Tüchern und leuchtenden Requisiten. Aber insbesondere als schöne Frau, die sich mit Leib und Seele in das Abenteuer stürzt, Gefühle in Bewegung umzusetzen. Sie kreiert ihre Programme in Personalunion: Idee, Choreografie, Ausstattung, Technik von Video bis Musik aus einer Hand. Immer mit einem improvisierten Spielraum, denn kein Abend gleicht ja dem anderen. Nach den Wünschen des Publikums gab es auch schon vollkommen freie Improvisationen. Una Shamaa mischt Stilistiken von Modern Dance bis zu Show-Elementen und afro-brasilianischen Einflüssen, je nachdem welches Thema sie gerade bearbeitet.
Selbst die Corona-Abstandsregeln haben die leidenschaftliche Tänzerin nicht mattsetzen können. Um niemanden zu gefährden, fand ihr Auftritt auch schon hinter einer durchsichtigen Folie statt. In diesem Jahr kann Una ihr zehnjähriges Jubiläum im Kunstkeller begehen. Wir sind gespannt, was uns erwartet.
Genia Bleier, Journalistin
10.01.2023 Kolumne sechs
Neues Jahr. Gute Vorsätze. Vielleicht mal wieder ins Museum? Oder ins Theater? Die Pandemie haben wir abgelegt, also könnten die Chancen doch gut stehen. ... WEITERLESEN
Neues Jahr. Gute Vorsätze. Vielleicht mal wieder ins Museum? Oder ins Theater? Die Pandemie haben wir abgelegt, also könnten die Chancen doch gut stehen. Ich habe meine entsprechenden Vorsätze bisher auch erst zaghaft realisieren können, aber die derzeitige Ausstellung im Museum aktfotoARTdresden erneut betrachtet.
„Ein Akt ist in der Kunst die Abbildung des nackten menschlichen Körpers. Aktkunst umfasst Zeichnungen, Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie“, heißt es bei Wikipedia (übrigens kann man in dem Online-Lexikon auch den Kunstkeller finden).
Doch Aktfotokünstlern, habe ich festgestellt, genügt der menschliche Körper - pur - selten. Um ihre Aussagen, Intentionen, Gefühle zu unterstreichen, fügen sie allerlei Zutaten bei. Mal ist es nur ein Shirt, ein Höschen oder ein Negligé. Beliebt sind auch Strümpfe und Schuhe - von Highheels bis Stiefel - die den Körper zur Geltung bringen. Und Masken in vielen Spielarten - bis hin zu drohendem Ernst, der einer Gasmaske immanent ist. Symbole wie Taube und Schlange oder auch Korsage und Bondage können der Anfang einer Geschichte sein. Schließlich, die Gedanken sind frei…
Sicher gibt es noch mehr zu entdecken. Ganz abgesehen von Tattoos, die allein schon den menschlichen Körper „bekleiden“. Darüber hinaus lohnen auch die gewählten Interieurs einer näheren Betrachtung. Vielleicht ein andermal.
Genia Bleier, Journalistin
29.11.2022 Kolumne fünf
Das Veranstaltungsjahr im KK (Sie erinnern sich - die Abkürzung für Kunstkeller) ist zu Ende gegangen. Die drei letzten Programme, bevor dann eher die Weihnachtsmärkte riefen, waren sehr gut besucht.
So soll es auch in Zukunft weiter gehen. ... WEITERLESEN
Das Veranstaltungsjahr im KK (Sie erinnern sich - die Abkürzung für Kunstkeller) ist zu Ende gegangen. Die drei letzten Programme, bevor dann eher die Weihnachtsmärkte riefen, waren sehr gut besucht. So soll es auch in Zukunft weiter gehen. Auch die Ausstellungen im Museum brauchen Zukunft und dafür einen langen Atem, Zeit, Ideen und noch viel mehr. Deshalb haben einige Getreue dieses Kunstortes den Gedanken geboren, einen Förderverein zu gründen. Ganz unamtlich existiert seit längerer Zeit schon ein Freundeskreis, in dem sich immer mal wieder Menschen gern begegnet sind, die alle vor der Kamera agiert haben und die sich an Wänden und in Büchern wiederfinden konnten. Nun aber soll es ernsthaft zur Sache gehen. Wobei für alle, die sich vielleicht mit Rat und Tat einbringen wollen, der Spaß absolut nicht fehlen soll.
Kontaktperson für alle Fragen zum Förderverein ist Solvig Frey. Ich nenne sie hier sehr gern, denn sie ist die gute Seele des Kunstkellers. Hat sie hier doch schon gespielt, gelesen, musiziert, Programme geschrieben, Laudationen gehalten, Künstler auf den Keller aufmerksam gemacht. Wer genau hinschaut, findet Solvig zudem auf vielen Fotografien wieder, und heute hält sie die Kamera auch selbst in der Hand.
Vielleicht findet sich „zwischen den Jahren“, was genau besehen die letzten Tage im alten und die ersten im neuen Jahr beschreiben soll, ein wenig Muße, auch mal über den KK-Förderverein nachzudenken.
Übrigens: Diese kleinen Texte sollen auch 2023 folgen. Sie stehen zum Nachlesen auch auf der Website des Museums unter der Rubrik NEWS, fortlaufend von unten nach oben.
Genia Bleier, Journalistin
6.12.2022 Kolumne vier
Wenige Quadratmeter, aufgeteilt in vier Räume ohne große freie Wände. Das verlangt Fingerspitzengefühl. Denn präsentiert werden sollen unterschiedliche fotografische Sichten. So sind die gewählten Formate klein. Jeder ausgestellte Künstler ... WEITERLESEN
Wenige Quadratmeter, aufgeteilt in vier Räume ohne große freie Wände. Das verlangt Fingerspitzengefühl. Denn präsentiert werden sollen unterschiedliche fotografische Sichten. So sind die gewählten Formate klein. Jeder ausgestellte Künstler bekommt die gleichen Bedingungen. Auch das ist eine Besonderheit des Museums.
Aber es gibt noch weitere. So befindet sich inmitten der Bilder das wohl kleinste Theater der Stadt, „EROS im MUSEUM“. Wobei Theater gedanklich besser in Anführungsstriche gesetzt wird, denn eine Bühne im eigentlichen Sinne ist nicht vorhanden. Darbietungen finden hautnah am Publikum statt, und mit 20 Besuchern ist in der Regel schon das Limit erreicht. Mal vor, mal hinter dem Vorhang wurde gespielt, gelesen, erzählt, gesungen, musiziert, live gemalt, getanzt und auch in Themenrunden diskutiert. Ich weiß, dass man nicht immer zurückschauen soll, trotzdem bleiben gern auch vergangene Highlights hängen. Etwa der raffiniert inszenierte Blick durch ein Schlüsselloch oder die Performance „Klang-Körper-Klang“. Das war so etwas wie ein Himmelbett, dessen „Wände“ in magischem Dunkel herabsanken und Klangröhren sphärische Musik erzeugten. Geheimnisvoll – bis das Publikum erkannte, dass eine liegende Darstellerin allein durch ihre Atembewegungen „musizierte“. Vorbei. Die Konstruktion und den Platz dafür gibt es heute nicht mehr.
Kunst will bekanntlich leben und sich stets erneuern. Fragt man einen Künstler nach seinem liebsten Werk, antwortet er meist – „das letzte“ bzw. „das, an dem ich gerade arbeite“. So bleiben auch die Veranstaltungen vielseitig, aber immer dem Gott Eros verpflichtet.
Genia Bleier, Journalistin
29.11.2022 Kolumne drei
Wie kam es eigentlich zu künstlerischen Ambitionen an dieser Kelleradresse? Ich möchte heute noch einmal kurz zurückschauen, ohne viele Jahreszahlen und Fakten zu bemühen. Man kann sie im Museum nachlesen.
Aber für Nichteingeweihte eine ... WEITERLESEN
Wie kam es eigentlich zu künstlerischen Ambitionen an dieser Kelleradresse? Ich möchte heute noch einmal kurz zurückschauen, ohne viele Jahreszahlen und Fakten zu bemühen. Man kann sie im Museum nachlesen. Aber für Nichteingeweihte eine kleine Erinnerung: Der Anfang 1994 war ein Büro mit Ausstellungsgelegenheit des Verbandes Sächsischer Kunsthandwerker. Um ein bisschen mehr Öffentlichkeit hier unten im Verborgenen zu erreichen, hatte man die Idee, doch einmal auch erotische Kunst auszustellen. Und siehe da, viele der Kunsthandwerker verwahrten Entsprechendes in ihrem Repertoire, das sie sich bisher nie zu zeigen wagten. Dennoch kam schließlich das finanzielle Aus für den Verband.
Wie sollte es nun weitergehen? Metalldesigner Volkmar Fritzsche, bis zur Auflösung im Vorstand des Verbandes tätig, entschloss sich, den Kunstkeller privat als Galerie weiterzuführen. Unter ‚Eros‘ Fittichen gab es Malerei, Grafik, Karikatur, Plastik, Objekte und auch Fotografie in Gesamt- und Einzelausstellungen zu sehen. Die Vernissagen waren in der Regel durch Kunstaktionen und Performances umrahmt. Dann wechselte der Galerist, inzwischen selbst als Fotokünstler aktiv, inhaltlich zur reinen Galerie für Aktfotografie mit diversen Einzelausstellungen, um dann im Sommer 2019 sein Museumskonzept zu realisieren.
Seitdem verfügt Dresden über das vermutlich einzige deutsche Museum für Aktfotokunst. Anderes ist mir zumindest nicht bekannt. Es blieb nicht die einzige Besonderheit. Doch dazu später mehr…
Genia Bleier, Journalistin
18.11.2022 Kolumne zwei
Die Vortreppe hoch, in den Flur, eine Treppe abwärts in den Keller. Dann öffnet sich hinter einer unscheinbaren Tür die Welt der Aktfotografie. Wer das erste Mal diesen Weg nimmt,
ist in der Regel überrascht und fragt sich ... WEITERLESEN
Die Vortreppe hoch, in den Flur, eine Treppe abwärts in den Keller. Dann öffnet sich hinter einer unscheinbaren Tür die Welt der Aktfotografie. Wer das erste Mal diesen Weg nimmt, ist in der Regel überrascht und fragt sich, wieso man eigentlich nicht schon früher auf die Idee gekommen sei. Manchmal hatte man es ja auch vor, und dann kam doch wieder etwas dazwischen.
Auch das passiert: „Ich wohne schon lange in der Gegend und habe den Kunstkeller noch nie bemerkt“, sagte ein Besucher neulich mit Erstaunen. Ja, große Werbebanner und Leuchtreklame fehlen natürlich. Die Hinweisschilder sind eher dezent. Und die Fenster, durch die man im Vorübergehen etwas erhaschen könnte, befinden sich hinter dem Vorgarten zu ebener Erde.
Das Domizil des Kunstkellers ist ein Wohnhaus im Preußischen Viertel, eines der villenartigen, repräsentativen Gebäude (inzwischen auch mit Sanierungsbedarf), die ab Mitte des 19. Jahrhunderts hier entstanden sind. Die Museumsräume waren tatsächlich einmal eine Wohnung und zwar die des Hausmeisters. Zu den außen vergitterten Fenstern musste man von innen hochschauen und sah dann vielleicht ein paar Pflanzen oder allenfalls Beine, die vorbeiliefen. Der vierte Raum, der heute als Kabinett zum Weintrinken und Innehalten einlädt, war ursprünglich eine Küche, später Kohlenkeller. Auch wenn Wohnraum überall gebraucht wird, ist es doch gut, dass jetzt im Keller die Kunst zu Hause ist. Oder?
Genia Bleier, Journalistin
12.11.2022 Hier nun unsere Neuerung für lesefreudige NL-Empfänger: KOLUMNE
Die Dresdner Journalistin und langjährige Redakteurin der DRESDNER NEUESTEN NACHRICHTEN (bis zum Ruhestand) Genia Bleier, konnte dafür gewonnen werden, für jeden künftigen Newsletter eine kurze Kolumne mit Themen rund um den Kunstkeller, das Museum, Tendenzen zeitgenössischer Aktfotokunst und anderes zu verfassen. Hier der erste Text.
Start-Kolumne für den NL vom 18. Nov. 2022
Guten Tag, liebe Freunde des Museums aktfotoARTdresden, liebe Leser dieser Kolumne, die ab sofort in nicht festgelegten Abständen erscheinen soll!
Ich spreche hiermit ausdrücklich alle Geschlechter an ... WEITERLESEN
Guten Tag, liebe Freunde des Museums aktfotoARTdresden, liebe Leser dieser Kolumne, die ab sofort in nicht festgelegten Abständen erscheinen soll!
Ich spreche hiermit ausdrücklich alle Geschlechter an, ohne dies umständlich zu formulieren. Alle sind herzlich willkommen, hin und wieder einmal in diese Rubrik zu schauen. Sie ist neu im Spektrum der Informationen über das kleine private Museum und soll eine Ergänzung zu Volkmar Fritzsches Newsletter und allen weiteren offiziellen Verlautbarungen sein. Eine persönliche Färbung der knapp gehaltenen Texte ist dabei nicht ausgeschlossen.
Sie werden/Ihr werdet an dieser Stelle auf KK-Geschichten und KK-Gedanken stoßen, die aber so gar nichts Kaiserlich-Königliches an sich haben. KK steht hier für Kunstkeller. Und dieser Ort ist weit weg von einem royalen Habitus. Er zeigt sich eher in charmanter Unvollkommenheit, weder todschick (und langweilig), noch in musealer Pracht, sondern individuell und kreativ, wo es aus Nöten Tugenden zu machen gibt. Und so lieben die meisten der Stammgäste den Kunstkeller Dresden. So wird er auch weiterhin auf seine ganz eigene Art einladen zum Schauen, Hören, Erleben, Austauschen.
Genia Bleier, Journalistin
03.10.2022 Neue Veranstaltungen:
Mit der Premiere des Tanzstückes „Solo Archipel“ von und mit Una Shamaa starten wir
am 7. Oktober, 20.30 Uhr, in unsere Herbstspielzeit.
Unter
Bühne/Termine finden Sie unseren Spielplan und können dort auch Ihre Plätze reservieren.
07.09.2020 Beteiligung an Ausstellungen:
MUSEUM aktfotoARTdresden bietet interessierten Fotokünstlerinnen und -künstlern zeitlich befristete Beteiligung an Ausstellungen des Museums an.
Weitere Infos ...
10.02.2020 Dresdner Fotokünstler sucht Modellzusammenarbeit
mit Frauen unter 40 Jahren.
Kontakt per Mail: museum@kunstkeller-dresden.de